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Interview: Wie gut gelingt Kommunen die Klimavorsorge?

Klimawandel

Interview: Wie gut gelingt Kommunen die Klimavorsorge?
Klimaschutz
Wie gut funktioniert die Klimavorsorge der deutschen Kommunen? © Parradee Kietsirikul/ iStock

Ob Hitze, Dürre, Überflutungen oder Waldbrände: Die Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher – auch in Deutschland. Seit dem 1. Juli 2024 nimmt das erste deutsche Klimaanpassungsgesetz daher Bund, Länder und Kommunen in die Pflicht, sich auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten. Gerade in kleineren Städten und Gemeinden fehlt dafür aber häufig das Fachpersonal. Wie gut kommen sie trotzdem mit der Klimavorsorge voran?

Seit am 1. Juli 2024 das erste Klimaanpassungsgesetz Deutschlands in Kraft getreten ist, müssen Kommunen aktiv Wege finden, den verheerenden Folgen des Klimawandels und den von ihm ausgelösten Wetterextremen vorzubeugen. Doch wie gut funktioniert das schon? Forschende um Thomas Friedrich vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt am Main haben mehr als tausend Städte, Landkreise und Gemeinden in Deutschland zu ihren Fortschritten und Herausforderungen in der Klimavorsorge befragt. Im Interview berichtet Friedrich, was dabei herausgekommen ist:

Welche Maßnahmen werden bereits umgesetzt?

Thomas Friedrich: Eine typische Maßnahme ist die Pflege von Grünflächen und deren klimaangepasste Umgestaltung. Etwas mehr als die Hälfte aller Kommunen gab an, öffentliche Grünflächen bei Hitze und Trockenheit zu bewässern. Etwa ein Drittel der Kommunen nannte die Auswahl klimaangepasster und standortgerechter Baum- und Pflanzenarten oder Maßnahmen zur Renaturierung von Gewässern und Grünland.

Vielfach werden aber auch Maßnahmen geplant oder umgesetzt, die überhaupt erst die Voraussetzungen für Klimaanpassungsmaßnahmen schaffen, wie zum Beispiel Aktionen zur Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung. Und das ist auch gut so. Denn für eine dauerhaft erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen zur Klimaanpassung ist die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung ganz entscheidend. Dazu gehört auch, dass die Notwendigkeit und Dringlichkeit von Klimaanpassung nachvollzogen werden kann.

Und wo stoßen Kommunen an ihre Grenzen?

Als mit Abstand größte Herausforderung bei der Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen werden fehlende personelle und finanzielle Ressourcen genannt. Aber auch die kommunale Verwaltungsstruktur: Mehr als 80 Prozent der Befragten gaben an, dass die Aufgabe Klimaanpassung die vorhandenen Strukturen in der Kommunalverwaltung herausfordert. Das hat viel damit zu tun, dass das Querschnittsthema Klimaanpassung in den Zuständigkeiten von mehreren Ämtern oder Fachbereichen liegt. Das heißt, für eine gelingende Klimaanpassung ist eine fachbereichsübergreifende Kooperation innerhalb der Kommunen notwendig und die muss gut koordiniert und gewollt werden.

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Wie können Kommunen bestmöglich unterstützt werden?

Was die finanziellen Ressourcen betrifft, sind natürlich auch Bund und Länder angesprochen, die ja schon vielfach Förderprogramme anbieten. Man muss aber auch sehen, dass viele Mittel nicht abgerufen werden, weil qualifiziertes Personal für die Antragstellung in den Kommunen fehlt. Darauf muss man reagieren. Hier ist der Ansatz, gezielt die Einstellung von kommunalen Klimaanpassungsmanagern zu fördern, sicherlich richtig. In etwa zwölf Prozent der Kommunen arbeiten bereits solche Fachleute.

Kann auch die Forschung unterstützend tätig werden?

Auf jeden Fall. Als Forschende müssen wir uns überlegen, wie wir unser Wissen über Notwendigkeit, Dringlichkeit und Machbarkeit von Klimaanpassungsmaßnahmen so aufbereiten können, dass Kommunen es aufgreifen und gut damit arbeiten können. Jemand, der unter Hochdruck versucht, Maßnahmen zu koordinieren, hat schlichtweg keine Zeit, um Studien zu lesen. Daher ist es auch Aufgabe der Forschung, Formate für den Wissenstransfer zu entwickeln, die an die Wissensbedarfe und den Arbeitsalltag in den Kommunen angepasst sind.

Quelle: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung; Kommunalbefragung Klimaanpassung 2023 (PDF)

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