Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Invasion der Schneckenfresser

Erde|Umwelt

Invasion der Schneckenfresser
14-03-04-wurm.jpg
Der Neuguinea-Plattwurm ist ein aggressiver Schneckenfresser (Pierre Gros)
Ein neuer Bioinvasor hat Europa erreicht: Der räuberische Neuguinea-Plattwurm wurde erstmals in Frankreich gesichtet. Er ist eine akute Bedrohung für Schnecken und Regenwürmer und gilt als einer der hundert schlimmsten invasiven Tierarten weltweit. Das Problem dabei: Bisher gibt es kein wirksames Mittel, um den aggressiven Räuber aufzuhalten und natürliche Feinde besitzt er auch kaum. Für die reiche Vielfalt der europäischen Schnecken und Regenwürmer ist die Ankunft des Plattwurm daher keine gute Nachricht.

In der Liste der hundert bedrohlichsten invasiven Arten taucht nur ein landlebender Plattwurm auf – doch der hat es in sich: Der Neuguinea-Plattwurm Platydemus manokwari hat bereits auf zahlreichen Inseln des tropischen Pazifik verheerende ökologische Spuren hinterlassen. Heimisch ist der räuberische Wurm ursprünglich in den Gebirgsregionen von Neuguinea, hier kommt er bis in 3.000 Meter Höhe vor und ist daher auch gegen kaltes Klima gut gewappnet. Schon seit einigen Jahrzehnten breitet sich der Plattwurm im Indo-Pazifik-Raum aus und überlebt dabei auch problemlos kühleres Klima.

Dort, wo der Neuguinea-Plattwurm eingeschleppt wird, sind vor allem Schnecken in akuter Gefahr: Auf mehreren Pazifikinseln hat der Wurm schon einige Schneckenarten ausgerottet oder an den Rand der Vernichtung gebracht. Der extrem aktive und gefräßige Prädator gilt als eine der größten Ursachen für das Schwinden vieler Landschneckenarten weltweit. Selbst auf Bäume kriecht er, um seine Beute zu erwischen. „Haben mehrere Exemplare dieser Würmer eine Schnecke erschnüffelt, können sie ihre Beute auch in einer Gang-Attacke überwältigen“, schildern Jean-Lou Justine vom Nationalen Naturhistorischen Museum in Paris und seine Kollegen die Gefahr. Aber auch Regenwürmer werden durch den nur rund fünf Zentimeter langen und fünf Millimeter breiten, dunkel gefärbten Wurm dezimiert.

Fund im Gewächshaus

Jean-Lou Justine und seine Kollegen warnen nun, dass der invasive Plattwurm auch Europa erreicht hat – einen Kontinent, dessen Tierwelt bisher von ihm verschont geblieben war. Die Forscher fanden den Plattwurm unter anderem in Gewächshäusern des Botanischen Gartens von Caen und identifizierten ihn anhand eines Genmarkers als die invasive Art. „Das ist das erste Vorkommen dieser Art so weit westlich der Indo-Pazifik-Region“, berichten die Forscher. Weil der Wurm Temperaturen bis hinunter auf zehn Grad Celsius gut übersteht, könnte er sich über weite Teile West- und Südeuropas ausbreiten, warnen die Wissenschaftler.

Für die bisher noch reiche Schneckenvielfalt Frankreichs, aber auch anderer Länder wäre dies fatal. In Laborversuchen haben Justine und seine Kollegen bereits festgestellt, dass der invasive Plattwurm auch europäische Schnecken goutiert. Eine der Hauptgefahren sei aber, dass der Plattwurm ein sehr breites Nahrungsspektrum hat, warnen die Forscher. Nicht nur Schnecken, auch die für die Bodenfruchtbarkeit enorm wichtigen Regenwürmer könnten durch den eingeschleppten Prädator empfindlich reduziert werden.

Anzeige

Bisher gibt es allerdings kein wirksames Mittel, den Siegeszug dieses Wurms zu stoppen. „Eine ganze Reihe von Pestiziden wurde bereits gegen diese Plattwürmer getestet, sie erwiesen sich aber alle als ungeeignet für eine Kontrolle im großen Maßstab“, so die Forscher. Ein parasitischer Fadenwurm könnte Platydemus zwar töten, ist aber auch für Regenwürmer gefährlich. Auf einigen Inseln Indonesiens wird mit Fallen experimentiert, in großem Stile gebietet dies dem Wurm aber keinen Einhalt. Leider besitzt der Plattwurm auch kaum natürliche Feinde. Weil er unangenehm schmeckt, verschmähen ihn Vögel und die meisten anderen Kleintierfresser. „Es muss daher dringend darüber nachgedacht werden, wie sich dieser Plattwurm kontrollieren und bekämpfen lässt“, so Justine und seine Kollegen.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Phyl|lo|xe|ra  〈f.; –, –xe|ren; Zool.〉 = Reblaus [<grch. phyllon … mehr

Bu|ckel  〈m. 5〉 1 Höcker, Beule, Ausbuchtung, runde Erhebung 2 〈Med.〉 Wölbung der Wirbelsäule nach hinten … mehr

Kipp|schwin|gung  〈f. 20; El.〉 Schwingung in Form einer Sägezahnkurve

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige